Mahmoud Khaled

Mahmoud Khaleds multidisziplinäre Praxis ergründet die Bereiche zwischen dem Persönlichen, Politischen, Historischen und Sozialen mit speziellem Augenmerk auf der Konstruktion der männlichen Identität – vor allem in der arabischen Welt. In einer Welt, die zunehmend durch einen medial vermittelten und virtuellen Austausch geprägt und erfahren wird, untersucht Khaleds Arbeit die Grenzen zwischen dem Realen und dem Verborgenen, Verkleideten und Inszenierten. Der Künstler sondiert auf diese Weise soziale Beziehungen, Online-Communities, romantische Liebe und Lust. Die von ihm gezeigte Ausstellung Do You Have Work Tomorrow? (2013) besteht aus einer Serie von 32 Screenshots aus einer inszenierten Unterhaltung auf einem iPhone in Kairo, die er in einer Dunkelkammer als Schwarzweiß-Fotografien entwickelt hat. Die Arbeit stellt das Konkrete und das Virtuelle, das Analoge und das Digitale in Inhalt und Form einander gegenüber und zeigt so die Dualitäten auf, die unser modernes Leben vielleicht am meisten kennzeichnen bzw. prägen. Die Unterhaltung wurde mit Hilfe der schwulen Dating-App Grindr inszeniert. In ihrem Verlauf enthüllt sie auch politische Untertöne, die vor dem Hintergrund einer Stadt im politischen Umbruch und unter staatlicher Überwachung angesiedelt sind. Sowohl der Austausch als auch die Möglichkeit, (männliche) Lust auszuleben, werden dadurch zu Statements der Ausübung seiner persönlichen und politischen Freiheit. Durch diesen simulierten Akt des Austauschs geht Khaled auch den Besonderheiten von Sprache, Vokabular und Grammatik auf den Grund, die aus solchen digitalen Interaktionen der vergänglichen Lust entstehen. Der Dialog enthüllt die Erwartungen, gefühlsgeladenen oder psychologischen Aspekte der Konstruktion und Rekonstruktion der sexuellen Identität beim Online-Chatten und setzt sie zugleich in einen soziopolitischen Kontext, in dem Homosexuell-Sein für viele noch immer als Tabu gilt. Letztendlich kommentiert die Arbeit aber vor allem das Verwischen der Grenzen zwischen privatem und öffentlichem Leben, das emanzipatorische Potenzial des Digitalen und letztendlich auch das Wesen von virtuellen Treffen, bei denen noch nicht sicher ist, ob sie einmal Realität werden.

Mahmoud Khaled